Nach der zweitlängsten Pause in der Geschichte der James Bond Reihe wagte man mit „Casino Royale“ einen kompletten Neustart. Dafür musste der ursprüngliche Hauptdarsteller Pierce Brosnan natürlich weichen. Doch als am 14. Oktober 2005 der bis dahin noch relativ unbekannte Brite Daniel Craig offiziell als neuer James Bond vorgestellt wurde, verschüttete so mancher Fan seinen geschüttelten Martini. Selten war ein Schauspieler daraufhin solch heftiger Kritik ausgesetzt, niemand traute dem „blonden Weichei“ diese Rolle zu. Doch Craig hatte es allen gezeigt und der Film schlug ein wie eine Bombe. Ein gänzlich neues Zeitalter der langlebigen Reihe brach an. Warum das hiermit gelang, erfährt ihr hier.
Schauspieler – Von wegen 08/15
Zunächst als Weichei und Fehlbesetzung verspottet, sieht Craig in keiner Sekunde danach aus als ob ihn das interessiert. Nach der herben Kritik machte er nicht etwa einen Rückzieher, sondern legte sich nur noch mehr ins Zeug. Seine raue und doch verletzliche Darstellung lässt selbst den letzten Kritiker verstummen. Er stellte sich als absolute Idealbesetzung heraus und katapultierte die Figur in neue Sphären, heute sehen in ihm manche gar den besten James Bond Darsteller aller Zeiten.
Auch Eva Green grenzt sich stark von den stereotypen Bondgirls der letzten Jahre ab, ihre Figur ist äußerst komplex angelegt und Green vermag dies auch exzellent auf die Leinwand zu transportieren. Mit Mads Mikkelsen bekommt Bond darüber hinaus noch einen absolut realistischen und exzellenten Gegenspieler. Ansonsten ist noch Jeffrey Wright als erster farbiger Felix Leiter, zumindest in den offiziellen Filmen der Reihe, dabei und Giancarlo Giannini gibt einen prima undurchsichtigen René Mathis ab. Die einzige die es noch aus der früheren Ära in den Film geschafft hat, ist Judi Dench als M. Eine weise Entscheidung, sie und Craig harmonieren einfach perfekt.
Wertung: 5/5 Sternen
Story – Greifbar, spannend und actionreich
Die Geschichte geht noch einmal komplett an den Anfang und erzählt, wie Bond überhaupt zu dem wurde den wir kennen. Ein interessanter Ansatz und ein bitter notwendiger Neustart zugleich. Bonds Charakter wird neu interpretiert, hier erscheint er wieder mehr als gefährliches Raubtier denn als geschmeidiger Salonlöwe. Auch wird er hier nicht mehr als Übermensch dargestellt, hier kann sich Bond nicht immer so leicht aus der Misere ziehen und muss auch Opfer bringen. Überhaupt zieht sich ein deutlich rauerer Ton durch die Geschichte, das macht den Film auch weitaus realistischer, James Bond ist somit endlich im Heute angekommen. Die actiongetränkte Handlung schlägt zudem noch etliche Haken und bleibt somit stets spannend und kann den Zuschauer überraschen. Die Lovestory im letzten Drittel mag zwar für manche vielleicht etwas zu kitschig ausfallen, ist aber für Bonds weiteren Werdegang wichtig. Entnommen wurde das Ganze aber sowieso aus der gleichnamigen Romanvorlage, an die sich der Film überraschend dicht hält. Zuvor wurde der Stoff übrigens bereits zweimal verfilmt, 1954 entstand ein Fernsehfilm mit Barry Nelson und 1967 noch eine Parodie mit David Niven.
Wertung: 4/5 Sternen
Regie – Royal Flush für Martin Campbell
Martin Campbell inszenierte bereits Pierce Brosnans Einstand als James Bond, dieses Kunststück der Neuinterpretation gelingt ihm hier noch um einiges besser. Der Neuseeländer liefert pulsbeschleunigendes Action-Kino par excellence, aber auch Spannung bis zum Umfallen. Die geniale Kameraführung tut da noch ihr Übriges. Das Einzige was man Campbell womöglich vorwerfen könnte, ist die manchmal ein wenig zu ausführliche Erzählweise. Nicht ohne Grund war „Casino Royale“ der bis dato längste Film der Reihe, doch von diesem Bond können wir ja sowieso nie genug bekommen.
Wertung: 4/5 Sternen
Filmmusik – Geht ins Ohr
David Arnolds Score ist wie üblich exzellent, auch der Titelsong von Chris Cornell weiß zu gefallen. „You Know My Name“ ist ein echter Rocksong, sticht absolut heraus und passt perfekt zum Grundton des Streifens.
Wertung: 5/5 Sternen
Nachbearbeitung – Toll
Der Film beginnt völlig unüblich in schwarz-weiß, die Eröffnungssequenz erhält dadurch jedoch eine besondere Atmosphäre. Auf technologischen Firlefanz verzichtet der Film aber sonst vollkommen, die Zeit des Hightech-Overkill ist endlich vorüber. Hier wurde alles noch handgemacht, selbst der langsam in sich zusammen stürzende venezianische Palazzo im Finale war keine Computer-Animation, sondern eine elektronisch gesteuerte Attrappe. So haben wir’s gern.
Wertung: 4/5 Sternen
Filmkritk
Fazit – Einer der besten Bonds aller Zeiten!
Mit "Casino Royale" gelang eine brillante Neudefinition der alten Doppelnull-Legende, die alte und neue Fans begeistert. Die wiedergewonnene Nähe zum Realismus erfreut genauso wie der unverbesserliche Hauptdarsteller. Kurz gesagt, einfach einer der besten Bondfilme überhaupt. Von uns bekommt Craig die Lizenz, noch ganz lange weiterzumachen.
Fazit
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Schauspieler
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Story
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Regie
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Filmmusik
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Nachbearbeitung