Luc Besson ist einer der französischen Regisseure, die den Sprung nach Hollywood schafften. Mit Filmen wie Léon – Der Profi und Das Fünfte Element machte er sich international einen Namen. Mit Im Rausch Der Tiefe wollen wir uns nun einem seiner früheren Filme widmen. Hierbei handelt es sich um die Geschichte zweier junger Männer mit einer Leidenschaft für das Apnoetauchen. Sie sind geradezu versessen darauf möglichst lange und möglichst tief ohne Sauerstoff zu tauchen. Schon bald artet ihr Wettkampf jedoch vollkommen aus.
Schauspieler – Wie Feuer und Wasser
Der Film basiert lose auf wahren Begebenheiten, genau wie die beiden Hauptcharaktere. In Wahrheit waren die beiden Taucher, auf denen die Figuren basieren nie Rivalen. Jean-Marc Barr spielt den Protagonisten Jacques Mayol mit dem richtigen Mix aus Charme und Unnahbarkeit. Ein großer Teil des Films dreht sich darum, dass Mayol sich im Ozean unendlich viel wohler fühlt als sonst wo in der Welt. Man kann Barrs distanziertem Schauspiel hier durchaus ansehen, dass er eigentlich ständig Fehl am Platz ist und nur darauf wartet wieder ins Wasser zu können. Jean Reno spielt Mayols filmischen Rivalen Enzo Molinari. Wenn Barr Mayol als Wasser verkörpert, ist Reno als Molinari eher Feuer und Flamme. Er porträtiert hier einen richtigen Lebemann: extrovertiert, laut und jederzeit darauf bedacht seine Rivalen zu schlagen. Dank Renos Spiel wirkt der Charakter, welcher sonst wie eine Karikatur wirken könnte, als sympathisches Gegenstück zu Mayol. Letztlich gilt es noch auf Rosanna Arquette einzugehen. Sie spiel Johana Baker, eine leicht dusselige Versicherungsagentin, die sich in Mayol verliebt. Obgleich Arquette ihre Rolle solide abliefert, wird ihr Charakter doch leider etwas vernachlässigt.
Story – Absolute Obsession
So kommen wir auch zu dem schwächsten Aspekt des Films, die Handlung. Im Rausch Der Tiefe ist oftmals leider etwas konfus, was die einzelnen Handlungsstränge angeht. Einerseits will der Film sich offensichtlich überwiegend auf die Rivalität zwischen Mayol und Molinari konzentrieren. Obgleich dafür die Charakterzeichnung der Hauptfigur ein bisschen über Bord geworfen wird, funktioniert dieses Element recht gut. Weniger gut hingegen funktioniert die Romanze zwischen Mayol und Baker, die sich oftmals extrem kitschig und überhastet anfühlt. Trotz dem guten Spiel beider Darsteller, erkennt man
schnell, dass dieser Handlungsstrang vor allem dazu da ist, um Mayols Obsession mit dem Tauchen zu verdeutlich. Nämlich insofern, als dass er dafür alle menschlichen Kontakte vernachlässigt. Dies ist wiederum ungerecht für Arquette als Darstellerin und für Baker als Figur, denn sie bleibt eher schablonenhaft.
Gleichwohl gelingt es dem Film schon die komplette Leidenschaft und Sucht nach etwas erfolgreich in filmische Bilder zu packen. Doch das liegt gewiss mehr an Bessons Regie als am Drehbuch.
Regie – Atmosphärisch kreativ
Besson ist als Filmemacher des Cinéma du look am ehesten dafür bekannt einen starken visuellen Stil zu nutzen. Manche könnten meinen zu stark. Der Film beginnt direkt mit einer ausschweifenden Kamerafahrt über die griechische Küste in schwarz-weiß. Generell merkt man Besson anhand dieses Filmes seine offensichtlich große Liebe zur See direkt an. Er zelebriert die Gewässer zunächst in schwarz-weiß, aber dann bald in ihrer vollen tiefblauen Pracht. Die Tauchsequenzen sind immer noch atemberaubend und umso beeindruckender, wenn man weiß, dass die beiden Hauptdarsteller viel davon selber gemacht haben. Auch an einigen surrealen Sequenzen spart Besson nicht. Man merkt, dass seine Regiearbeit an dieser Stelle zwar viel Pathos beinhaltet, doch dass dieser aufgrund von Bessons eigener Leidenschaft zum Tauchen nie hohl wirkt. Letztendlich ist es vor allem seine Bildkraft, die die nötige Atmosphäre erzeugt, um in den Film abzutauchen.
Nachbearbeitung – Eintauchen
Der Film stand für diese Kritik in seiner Blu-Ray Kinofassung zur Verfügung. Der etwas längere Director’s Cut wird hierbei also nicht herangezogen. Die Restauration des Films ist toll gelungen. Man merkt anhand der Bildqualität kaum, dass es sich um einen Film der späten 80er Jahre handelt. Insbesondere die Tauchszenen und die Eröffnungssequenz in schwarz-weiß wissen zu beeindrucken.
Filmmusik – Der Klang der Meere
Éric Serra arbeitete als Komponist gemeinsam mit Besson an einigen Filmen. Am besten bekannt dürfte er für seine Arbeit in Leon – Der Profi und den James Bond Film Goldeneye sein. Serras Soundtracks haben oft einen leicht experimentellen Charakter. In Im Rausch Der Tiefe bietet uns Serra einen Mix aus melancholischen Jazz-Tönen und sehr offenen, elektronischen Klangwelten. Man sollte meinen es passe nicht zusammen, doch irgendwie funktioniert es trotzdem. Der Soundtrack lässt den Zuschauer stellenweise so fühlen, als hätte man das Meer in Musikform gepackt und trägt somit viel zum atmosphärischen Erfolg des Films bei. Im Rausch Der Tiefe ist sowieso etwas für Fans von Luc Besson, keine Frage. Doch man kann den Film auch weiträumig allen denen empfehlen, die eine audio-visuelle Erfahrung eher machen wollen, als einer tiefgründigen Handlung zu folgen. Die Story mag teilweise dünn sein, doch dafür sind die Bilder und Sounds umso wuchtiger, wenn man sich darauf einlässt.
Filmkritk
Fazit
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Schauspieler
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Story
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Regie
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Nachbearbeitung
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Filmmusik