Was sich nach einem Märchen anhört, basiert auf einer wahren Geschichte. Basierend auf einem Computerspiel entscheidet sich die Firma, die hinter der Marke Gran Turismo steht, den besten unter ihren Spielern zu finden und einen richtigen Rennfahrer aus dem Konsolencowboy zu machen. Ein mehr als zweischneidiges Schwert: denn die Marke Videospielverfilmungen ist gepflastert mit Fehlschlägen – und dann noch eine wahre Geschichte zu verknüpfen, das hätte gehörig nach hinten losgehen können.
Story/Inhalt
Jann Mardenborough lebt im walisischen Cardiff und verfolgt seinen Traum Pro-Gamer zu werden. Sein Vater, ein Fußballprofi, sieht darin keine Zukunft und versucht seine beiden Söhne für den Fußball zu begeistern. Währenddessen hat der Marketing-Manager Danny Moore von Nissan eine Idee den Verkauf von Neuwagen zu erhöhen: mit der Gründung der GT Academy will er erfolgreiche Fahrer in dem Spiel Gran Turismo hinter das Steuer eines echten Wagens bringen und sie gegen professionelle Fahrer antreten lassen. Jann erhält im europäischen Pool der besten Spieler die Chance, kann sich auch in der Akademie durchsetzen und fährt schon kurz darauf in ersten Rennen mit. Doch etablierte Rennställe und erfahrene Fahrer sehen in Jann einen schlechten Witz, eine Herausforderung, der ihren Berufsstand gefährdet und darum um jeden Preis scheitern muss. Nachdem Jann es schafft sich für eine FIA-Lizenz zu qualifizieren, steht die finale Herausforderung an: das legendäre 24-Stunden-Rennen von Le Mans.
Eine wahre Geschichte, bei der es zeitweise unglaublich ist, diese Tatsache im Hinterkopf zu behalten. Die Rennstrecken und Rennställe sind natürlich jedem, selbst wenn man sich nicht für Rennsport interessiert ein Begriff, und spätestens beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans ist jeder gefesselt an der Kante seines Sitzes. Auch wenn offensichtlich gewisse Tatsachen der Handlung bedingt gekürzt oder vereinfacht wurden, ist die Leistung von Jann doch beachtlich. Eine typische Underdog-schlägt-System Geschichte mit guten Renneinlagen. 8 von 10 Punkten.
Schauspieler
Jann Mardenborough tritt selbst im Film auf, allerdings nur als Stuntdouble für die Fahrten. In den Erzählsequenzen übernimmt Archie Madekwe die Rolle. Er übernahm die Rolle des Simon in Midsommar ein, und spielt zuletzt in Saltburn mit. Der junge Schauspieler überzeugt auf ganzer Linie.
In der Rolle von Danny Moore ist Orlando Bloom zu sehen, der im Marketing zum Film natürlich die Hauptaufmerksamkeit erhielt. Viel Zeit ist vergangen seit seiner ersten (kurzen) Rolle in Black Hawk Down, oder den Rollen, die ihn bekannt machten: Legolas im Herr der Ringe Franchise, und natürlich als Schmied und Pirat in Fluch der Karibik. Bloom ist gut gealtert und trägt den Film, gibt aber seinen Kollegen auch den Raum sich zu entfalten und zu glänzen.
Als Mentor für Jann dient der technische Leiter des Teams Jack Salter, gespielt von David Harbour. Harbour spielt schon Helden und Schurken sowohl für Marvel als auch DC, und zeitgleich mit der Produktion von Gran Turismo spielt er in der Serie Stranger Things mit. Jack Salter, ein ehemaliger Fahrer und Renningenieur, ist zuerst ein raubeiniger, vom Leben enttäuschter Eigenbrötler, der mit allen auf Konfrontation geht und nicht an die GT Academy glaubt. Doch mit der Zeit bricht sein harter Kern, und er wird zum wohlwollenden Mentor und Förderer von Jann, der ihm zu gegebener Zeit Freiräume schafft, doch auf den Erfolg des Teams pocht und Jann bodenständig hält.
In Nebenrollen finden sich außerdem Djimon Hounsou (The King’s Man – The Beginning) und „Spicegirl“ Geri Horner als Janns Eltern, Thomas Kretschmann als ein konkurrierender Rennstallbetreiber und Josha Stradowski (Rad der Zeit) als Fahrer. Durchwegs solide Leistungen, die vor allem von Madekwe, Bloom und Harbour erbracht werden. 7 von 10 Punkten.
Regie
Die Regie übernahm Neill Blomkamp. Der Südafrikaner machte immer wieder mit Science-Fiction Filmen auf sich aufmerksam, allen voran District 9. Aber auch Elysium und Chappie brachten ihm Aufmerksamkeit. Selbiges kann über seine Versuche Horrorfilme zu drehen nicht gesagt werden, da sind die Kritiken bestenfalls als durchzogen zu betrachten. Gran Turismo war sein erster Ausflug in das Genre, und fiel überraschend bodenständig und solide aus. Ohne großen Schnörkel und fantastische Ausflüge beschränkte sich Blomkamp wirklich darauf die wahre Geschichte in gut zwei Stunden Film zu bringen, etwas Drama und Charakterentwicklung einzuweben und zuletzt die Geschichte ohne zu viel triefenden Pathos ausklingen zu lassen. 7 von 10 Punkten.
Nachbearbeitung
Natürlich triefen die Aufnahmen von Produktplatzierungen, und vor allem im ersten Drittel wirkt es immer wieder wie ein Werbevideo für ein Spiel. Doch die Umsetzung des harten körperlichen Trainings, das mit dem ersten Charakterwachstum (sowohl von Jann als auch Salter) einhergeht, führt dann fließend zum ersten richtigen Rennen. Und dort zieht die Regie einige Register und findet das richtige Maß zwischen Fahrsequenzen und Fortführung der Geschichte ohne zu langweilen oder überstürzt zu kürzen. Mit jedem Rennwechsel wird natürlich die Werbetrommel für Städtereisen in Europa, Asien und dem Mittleren Osten gerührt, um zuletzt in Le Mans einen passenden, aber vorhersehbaren Abschluss zu finden.
Es wird viel Wert darauf gelegt die Rennwagen und Systematiken von Gran Turismo zu mischen, sodass sowohl ein Gespür für das Spiel als auch die realen Herausforderungen der Ingenieure und Fahrer geschaffen wird. Hier werden auch einige ausgezeichnete 3D-Graphiken eingewoben. 7 von 10 Punkten.
Musik
Während Jann sich vor dem Rennen mit Kenny G und Enya vorbereitet, hört Salter natürlich klassische Rocknummern, etwa Black Sabbath. Daneben werden natürlich Soundtracks aus Gran Turismo Spielen eingewoben, eine klassische Nummer von Chopin und natürlich diversen Nationalhymnen. Irgendwie ist da für jeden was dabei, allerdings fehlt etwas die klare Linie. 6 von 10 Punkten.
Gran Turismo Specialedition
Bei MediaMarkt.de gibt es noch das 4K Steelbook zum Film.
Filmkritk
Fazit
Gran Turismo wurde leider im Sommerloch in die Kinos gebracht, sodass der Urlaubszeit und Sommerhitze gedankt, nur wenige sich den Rennfilm angesehen haben. Zwar konnte er noch im Eröffnungswochenende ein Drittel seiner Kosten einspielen, dann fielen die Zahlen aber bis zum internationalen Release stark ab. Insgesamt spielte Gran Turismo etwas weniger als das doppelte seiner Kosten ein, was zwar in der Marge eines durchschnittlichen Blomkamp-Films liegt, doch insgesamt zu wenig war. Das hat der Film aber nicht verdient, denn trotz einiger Bedenken von meiner Seite war ich überraschend gut unterhalten und am Ende positiv überrascht vom Gesamtbild. 7 von 10 Punkten sind eine faire Benotung für eine wahre Videospielverfilmung, die vieles richtigmacht und einen guten Cast aufbietet.