Zum 70. Jubiläum kehrt Godzilla zurück. Und nicht der amerikanische Godzilla aus dem Monsterverse, der sich mit Kong in amerikanischen Großstädten kloppt – nein, das ist der echte Godzilla, der Japan in Schutt und Asche legt. Wir reisen zurück in die Anfangszeit, wo Godzilla noch aus Ehrlosigkeit und Schuld geboren für die Angst vor Atomwaffen steht.
Ohne große Werbung kam der Film im Dezember 2023 in die Kinos und wurde zum positiven Abschluss eines Kinojahres, dessen große Erwartungen mehrheitlich nicht erfüllt wurden.
Story/Inhalt
Kurz vor Kriegsende täuscht Pilot Koichi einen technischen Defekt vor um nicht als Kamikaze zu sterben. In derselben Nacht wird das Flugfeld von einer gigantischen Echse verwüstet, die die Einheimischen respektvoll Godzilla nennen. Entehrt kehrt er nach Hause zurück um festzustellen, dass seine Familie bei Bombenangriffen getötet wurde. Stattdessen quartiert sich ungefragt eine junge Frau mit einem Baby bei ihm ein. Zusammen mit einer Nachbarin, die ebenfalls die einzige Überlebende ihrer Familie ist, werden sie sowas wie eine Familie.
Doch eines Tages kehrt Godzilla zurück und legt Teile von Tokio in Schutt und Asche. Die Amerikaner entziehen aus Angst vor einer Konfrontation mit der Sowjetunion jede Unterstützung, sodass Japan sich der Herausforderung allein stellen muss. Doch ein Kriegsschiff ist für den Atomatem der Echse keine Herausforderung, sodass auch die Regierung entscheidet nichts weiter zu unternehmen und auf das Beste zu hoffen.
Da versammeln sich ehemalige Soldaten und planen einen letzten verzweifelten Versuch die Echse aufzuhalten. Mit dem Ziel ihre Ehre zurückzuerlangen stellen sie sich mit allem was ihnen zur Verfügung steht.
Die Geschichte ist knapp und knackig formuliert, doch abendfüllend ausgerollt. Gut die Hälfte des Films dient dem Charakteraufbau oder zeigt das Leben der Hauptdarsteller. Godzilla selbst ist mehr wie der störende Nachbar, der vorbeikommt, Unordnung macht und dann weiterzieht. In ehrerbietender Erinnerung an die Originale ist es eine bessere Geschichte als alles, was das westliche Monsterverse geliefert hat. 9 von 10 Punkten.
Schauspieler
Ryunosuke Kamiki übernimmt mit Koichi die Hauptrolle. Der Kamikaze-Pilot gilt als entehrt, weil er den Krieg überlebt hat und verdient sich seine Brötchen als Minenräumer. Um Godzilla zu stoppen muss er aber erneut in ein Cockpit steigen… und so vielleicht seine Ehre zurückerlangen. Allerdings müsste er dazu das Leben, das er sich aufgebaut hat, opfern.
Minami Hamabe spielt Noroki, die Frau, die sich ungefragt mit einem Baby einquartiert. Als „Love Interest“ platziert, spielt sie trotzdem einen starken Charakter, der für den Handlungszeitraum fast schon zu modern und emanzipiert auftritt.
Sakura Ando übernimmt die Rolle der Nachbarin Sumiko, die Koichi zuerst für seine Ehrlosigkeit verachtet, jedoch mit der Zeit die Rolle der Großmutter für das Kind einnimmt und zur guten Seele des Haushalts wird.
Allen drei Erwachsenen stiehlt allerdings Sae Nagatani die Show, die als kleines Mädchen Akiko die Herzen der Zuschauer für sich einnimmt. Mit kindlicher Naivität und Strenge ist sie der gute Kern der Familie, für deren Zukunft alle bereit sind durchs Feuer zu gehen.
Ein rundum überragender Cast, der auf ganzer Linie abliefert. 9 von 10 Punkten.
Regie
Takashi Yamazaki ist ein Experte für japanische Kriegsfilme. 2013 lieferte er mit „Eternal Zero“ bereits einen fesselnden Film zum Thema Kamikaze-Piloten, 2019 mit „Yamato – Schlacht um Japan“ ein gutes Bio-Pic.
Godzilla hält zum 70. Geburtstag ein würdiges Geschenk geliefert, das die klassischen Stile interpretiert, aber weniger auf Action wert legt wie die amerikanischen Pendants. Trotzdem ist der Film spannend, fesselnd, und hat seine glorreichen Momente: natürlich wenn Godzilla den Stützpunkt oder Tokio verheert. Auch der Kampf des Zerstörers gegen den Saurier ist gut choreographiert, und obwohl alle wissen was kommen wird, entlockt es dem Zuschauer doch eine Überraschung.
Eine gute, handwerklich vorbildliche Leistung. 8 von 10 Punkten, da es dem westlichen Zuschauer in den Dialogsequenzen wohl zumeist am kulturellen Verständnis des Warums fehlt.
Nachbearbeitung
Godzilla ist hier ein bedrohlicher Nachbar, der sein Revier patrouilliert und für den Menschen wie Ameisen sind. Ohne Rücksicht stapft er durch die Städte, zerschmettert ganze Häuserzeilen oder lässt sie in seinem Atomatem vergehen. Gewehrkugeln und Panzer entlocken ihm kaum mehr als ein amüsiertes Zähne fletschen, bevor er seine Energie lädt und die Gegner wegfegt.
Als Hommage an den ersten Godzilla mit einem Menschen im Gummikostüm bewegt sich diese Echse gleich langsam, fast schon gemütlich stapfend. Unter Wasser schnell wie ein Krokodil, sehen wir mal darüber hinweg, dass er zuerst metertief taucht und dann nur bis zu den Knien im Meer steht um seinem Gegner ins Auge zu sehen.
8 von 10 Punkten für einen Godzilla, wie er sein sollte. Vielleicht schneidet sich Monarch da mal eine Scheibe ab.
Musik
Die ganzen klassischen Themes rund um Godzilla aus allen Epochen sind geschickt in den Film eingewoben. Davon abgesehen ist die Musik nur zur Begleitung und Untermalung eingesetzt, von einem motivierenden Soldatenliedchen abgesehen, wenn die Helden in See stechen wollen. Keine Punkte für die Rubrik
Godzilla Minus One
Filmkritk
Fazit
Regisseur Yamazaki wagte es sogar ein Budget zu überziehen: statt der veranschlagten 13 Millionen waren 15 Millionen nötig. Da sollte sich Hollywood einmal ein Beispiel nehmen: immerhin spielte der Film in den ersten beiden Wochen über 50 Millionen ein, und das ohne große Werbung. Das japanische Filmstudio Toho hat "Godzilla Minus One" bei den Oscars in ALLEN Kategorien eingereicht und bereits eine Kampagne gestartet. In Anbetracht des sonstigen Kinojahrs auf jeden Fall eine gute Idee für einen Film, der es verdient hätte. Update: In einer Kategorie wurde der Oscar auch gewonnen und zwar den für die besten visuelle Effekte. 8,5 von 10 Punkten für einen würdigen Abschluss des Kinojahres, nachdem so viele Produktionen enttäuschend waren. Und vielleicht färbt etwas hiervon auch auf den kommenden Beitrag „Godzilla X Kong – The New Empire“ ab. Die Hoffnung stirbt zuletzt, und ansonsten kann dieser Godzilla jederzeit wieder dem Meer entsteigen. Schließlich ist er kein einfaches Monster, sondern ein Gott.




