„If there’s something strange in the neighborhood… who you gonna call?“ In den 1980ern wusste jedes Kind die Antwort auf die Frage. Zwei Spielfilme, die Samstagvormittag Cartoon Serie, Actionfiguren – die Ghostbusters mit ihrem Song von Ray Parker Jr waren überall. Doch jede weiße Weste hat einen Fleck – in diesem Fall der Reboot mit einer rein weiblichen Ghostbusters Crew. Was für ein Reinfall! 2021 wurde ein erneuter Versuch unternommen den Ghostbusters neues Leben einzuhauchen: Ghostbusters Afterlife (Originaltitel).
Story/Inhalt
Im ländlichen Oklahoma stirbt ein Mann allein in seinem Haus. Kurz darauf kommen die alleinerziehende Mutter Callie und ihre beiden Kinder aus New York her um den Besitz des alten Mannes zu verkaufen und das Erbe anzutreten. Doch Callie sieht eine Möglichkeit ein neues Leben zu beginnen, Trevor versucht Anschluss bei den lokalen Teenagern zu finden, und die junge Phoebe findet einige interessante Gegenstände ihres Großvaters. Die Stadt wird wiederholt von Erbeben erschüttert, obwohl weder Fracking betrieben wird noch das County in einem tektonisch aktiven Gebiet liegt. Alles hängt mit der aufgegebenen Mine zusammen, die nach dem Unfalltod mehrerer Grubenarbeiter aufgelassen wurde. Uralte Ruinen und Schriftzeichen in der Mine deuten darauf hin, dass eine uralte Gottheit hier ein Portal besitzt und seine Rückkehr in diese Welt vorbereitet.
Unterstützt von ihrem toten Großvater – der niemand anders als der Geisterjäger Egon Spengler war – nimmt Phoebe die Ausrüstung wieder in Betrieb und jagt zusammen mit ihrem Mitschüler Podcast und dem Sommerschullehrer Gary die Geister, die Vorbote des Gottes sind. Dieser Gott wählt schließlich Callie und Gary als Avatare für die beiden Dämonen, die sein Portal öffnen sollen. Phoebe wendet sich also verzweifelt an die gealterten Ghostbusters um Hilfe, muss sich dann aber zuerst zusammen mit ihrem Bruder und ihren Freunden den Geistern und Dämonen entgegenstellen. Dieser ist niemand anderer als Gozer, den die Ghostbusters bereits in ihrem ersten Film bekämpften. Gespickt mit vielen Easter Eggs ist dieser Film eine unterhaltsame Wiedergutmachung nach dem Ghostbusters von 2016. Zwar kommt Kultgeist Slimer zum ersten Mal nicht vor, doch dafür die vielen Cameos und Easter Eggs machen diesen Makel mehr als wett. Einfaches Popcornkino mit Kultstatus – 8 von 10 Punkten.
Schauspieler
Carrie Coon und Paul Rudd übernehmen die erwachsenen Hauptrollen. Beide Veteranen aus dem MCU – Coon als Bösewicht Proxima Midnight in Infinity War, Rudd als Antman – liefern solide Leistungen ab, geben ihren jüngeren Partnern trotzdem den Raum sich zu entfalten und zu glänzen. Die neue Generation nehmen Finn Wolfhard (IT, Strange Things) als Trevor und Mckenna Grace (Der Report der Magd, Tonya) als Phoebe ein. Für sie sind die 1980er, die ihre Rollen prägen, Lichtjahre entfernt und so entdecken sie die Welt ihres Großvaters in einer Kombination von kindlicher Naivität und jugendlichem Enthusiasmus.
Ergänzt – die Ghostbusters müssen ja zu viert sein – wird die Crew durch „Podcast“, gespielt von Logan Kim (The Walking Dead: Dead City) und Lucky, gespielt von Celeste O’Connor (Madame Web). Natürlich dürfen die echten Ghostbusters nicht fehlen: Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson, Annie Potts und Sigourney Weaver nehmen ihre alten Rollen wieder ein. Dazu kommt noch ein Kurzauftritt von J.K. Simmons (La La Land, Terminator Genisys, Spiderman).
Der 2014 verstorbene Harold Ramis wurde digital ergänzt, die anderen Szenen wurden durch ein Stand-In ergänzt, das Bob Hunton spielte. Rundum gute Leistungen der Schauspieler, die in ihren Rollen aufgehen und mit sichtlicher Freude dem Popkultur-Phänomen Ghostbusters ein neues Gesicht geben. 8 von 10 Punkten.
Regie
Jason Reitman übernimmt die Fackel der Marke Ghostbusters vom 2022 verstorbenen Ivan Reitman. Mit großem Respekt für das Ursprungsmaterial holt er die Geisterjäger aus dem „Afterlife“ und schafft eine neue „Legacy“. Kein einfacher Schritt, gedenkt der Tatsache, dass schon direkt nach dem zweiten Film diverse Versuche unternommen wurden einen weiteren Film umzusetzen. Doch diese meisten Versuche – von Reitman und Murray – kamen nicht über Drehbuchentwürfe hinaus. Noch mehr Entwürfe, etwa das Prequel von Dan Aykroyd über die jungen Ghostbusters, die sich um College kennenlernen, wurden von den Studios abgelehnt. Die schlechten Kritiken für den Ghostbusters 2016 waren auch nicht hilfreich das Projekt voranzubringen.
Hier wurden nun viele Requisiten und einige der beliebtesten Geister und Monster aus der Totenstarre geholt. Leider konnten weder Ramis noch Ivan Reitman erleben wie ihre ikonischen Ghostbusters die Herzen der Fans zurückerobern. Dabei wird so vieles, das 2016 „verschissenen“ wurde, hier gut gelöst. Nicht weniger als 45 Minuten Analyse der Easter Eggs finden sich im Bonusmaterial.
Ein Volltreffer für Jason Reitman, der hier große Schuhe tragen muss, dies aber souverän macht. Manchen mag es vielleicht zu viel Fanservice, dafür zu wenig eigene Identität sein. Doch Reitman verdient sich 7 von 10 Punkten für seine 124 Minuten „Vermächtnis“. Da bleibt nur der Fakt, dass Trevor zuerst 4 Mal durch die Fahrprüfung gerauscht ist, das ECTO dann aber wie ein erfahrener Rennfahrer lenken kann, und dass Phoebe in bester Mary-Sue Manier ein absolutes Wunderkind ohne wirkliche Lernkurve ist.
Nachbearbeitung
Dank CGI wirken die Geister noch echter und bedrohlicher wie in den 1980ern. Doch Effekte allein machen den Film nicht auf. Zwar fehlt schmerzlich Slimer, doch der Rostfresser nimmt seinen Platz voll ein, und mit Gozer kehrt ein alter Bekannter zurück. Ebenso wie das ECTO-Mobil, die Geisterfallen und die Laser (Aufheizen, Jungs – und niemals – NIEMALS – die Strahlen überkreuzen!). Manchmal mit modernen Anpassungen versehen geben sie ein Gefühl der Nostalgie, und sind doch die Waffen der Wahl für die Geisterjagd im 21. Jahrhundert.
7 von 10 Punkten für die Effekte, wobei die Marshmallows mittlerweile mehr lächerlich als bedrohlich rüberkommen.
Musik
Die originale Theme von Elmer Bernstein gibt noch immer Gänsehaut. Das Titellied von Ray Parker Jr ist ein Ohrwurm. Dazu kommen noch Titelsongs der Horrorfilme, die Gary seinen Sommerschülern zeigt, und ein paar klassische Nummern der Shirelles, Buzzcocks und Funkadelic.
Wie jeder Ghostbusters-Soundtrack eine Kollektion, die man sich immer wieder gibt – ob aus Nostalgie oder nur zum Spaß. 8 von 10 Punkten für die Auswahl an Musik.
Filmkritk
Fazit
Mit 8 von 10 Punkten ist Ghostbusters sowohl für die alten Fans als auch neue Zuschauer ein Hingucker. Man mag fast den unerträglichen Reboot von 2016 verzeihen wollen. Die Erwartungen waren nach diesem Reinfall nicht allzu hoch, darum schneidet Legacy gut ab. Mit der Fortsetzung muss die neue Crew nun die Erwartungen erfüllen um den Beweis zu erbringen, dass sie wirklich würdig sind die alte Garde abzulösen. Und Slimer darf auch zurückkehren in Frozen Empire. Ladet die Protonenstrahler – Zeit in ein paar Ärsche zu treten.