Intro
Der Zeitraum von 1989 bis 1999 hat sich in Fan-Kreisen mittlerweile als die sogenannte „Disney-Renaissance“ etabliert. Aus dieser Zeit kamen Werke wie „Arielle, die kleine Meerjungfrau“, „Der König der Löwen“ oder „Mulan“ hervor. Nun scheint sich der Konzern aber in seiner Biedermeier-Epoche zu befinden. Man sehnt sich zurück in eine vergangene Zeit, in der filmische Eigenproduktionen noch alle Kassenrekorde brachen und es massenhaft Preise regnete. Dies mag wohl auch der Grund für die bereits dritte Verfilmung der Disneyland-Attraktion „Haunted Mansion“ sein, die aktuell auf der großen Leinwand zu sehen ist. Während Werke aus der tatsächlichen Biedermeier-Zeit eine untadelige Idylle abbilden, kann „Die Geistervilla“ lediglich den realitätsentfliehenden Eskapismus dieser Kunst-Epoche aufweisen.
Story – Vom Fluch zur Flaute
Auf Fahrgeschäften basierende Adaptionen sind im Hause Disney nichts Neues. Nach Erfolgen wie „Fluch der Karibik“ lässt sich das Potential dieser Adaptions-Methode auch keinesfalls leugnen. Der Maus-Konzern gerät nun aber zunehmend aufgrund mangelnder Kreativität und einer nicht enden wollenden Remake-Strategie in Verruf. Dies sind ebenfalls Eigenschaften, die auf den bereits dritten Film rund um die „Haunted Mansion“ zutreffen. Manche Handlungsstränge führen ins nichts, während andere künstlich verkompliziert werden. Für einen entspannten Disney-Plus-Abend auf der Couch reicht es aber dennoch allemal.
Besetzung – Kleider machen Geisterjäger
Die Neo-Oscarpreisträgerin Jamie Lee Curtis scheint noch einmal in die bunte Kostümkiste von „Everything Everywhere All at Once“ gegriffen zu haben und stiehlt somit kleidungstechnisch dem restlichen Cast die Show. Vor allem für Rosario Dawsons Figur Gabbie schien der Kostümabteilung endgültig das Budget ausgegangen zu sein. Besagte Schauspielerin ist außerdem neben Chase W. Dillon Teil eines Mutter-Sohn-Gespanns, welchem diese enge Verbundenheit nicht so recht gelingen will. Ansonsten darf man sich aber an einer, aus allen Ecken der Comedy bunt zusammengewürfelten Besetzung amüsieren. Vor allem Tiffany Haddish (The Card Counter) glänzt mit ihrer theatralischen Art wie lange nicht.
Regie – Micky Maus für Erwachsene
Der Regisseur Justin Simien fordert in Interviews gerne dazu auf, den Status Quo zu hinterfragen. Er lädt also gewissermaßen dazu ein, sich bei seinem neuesten Projekt folgende Frage zu stellen: Wen möchte man hier erreichen? Zu düster für einen familiären Kinobesuch, zu brav für Grusel-Fans und die Zielgruppe „Junge Menschen, die sich langsam an das Genre des Horrors herantasten wollen“ wurde bereits mit der Verfilmung aus dem Jahr 2003 bedient. Ähnlich wie in besagtem Original finden Disneyland-Fans auch hier wieder massenhaft Eastereggs. Für all jene, die mit dem Fahrgeschäft weniger vertraut sind, bleibt jedoch lediglich ein austauschbares Werk, das sich nahtlos in die Liste der peripheren Disney-Remakes einreiht.
Nachbearbeitung – Gewöhnungssache
Vor allem bei aktuellen Live-Action-Filmen wird eine Frage immer interessanter: Wie sehr haben wir als Publikum uns bereits an mäßige Animationen gewöhnt? Schließlich gibt es kaum mehr Werbespots, Social-Media-Posts und erst recht keine Hollywood-Produktionen, die ohne irgendeine Art von Filter oder CGI auskommen. Wenn also beispielsweise ein animierter Geist „schon irgendwie komisch“ aussieht, das Gehirn aber nicht aufgrund eines Uncanny-Valley-Effekts Alarm schlägt, wie sehr ist das dem eigenen Seh-Verhalten geschuldet? Inwiefern den Animateuren von „Die Geistervilla“ ihre Arbeit nun gelungen ist, liegt wohl im Auge des Betrachters, so unbefriedigend diese Einschätzung auch klingen mag.
Musik – Gänsehaut-Grooves
Wie erhofft, stellt der Soundtrack des Films die ideale Grundlage für jede Halloween-Playlist dar: Von zeitlosen Klassikern wie „Monster Mash“ bis hin zum unvergesslichen „Spooky, Scary, Skeleton“ werden alle Zutaten für ein schaurig-spaßiges Musikerlebnis abgedeckt. Doch abseits dieser radiotauglichen Ohrwürmer lauert immer wieder eine Vielzahl an düsteren Klängen, die stellenweise für aufrichtige Gänsehaut-Stimmung sorgen.
Geistervilla (2023) ansehen
Der Kinostart des Filmes ist in Österreich am 27.7.2023
Filmkritk
Fazit
Das Schicksal von vielen kleineren Remakes wie "Die Geistervilla" scheint prädestiniert zu sein: Ein Flop an den Kinokassen (in diesem Fall vor allem aufgrund des zeitnahen Barbenheimer-Spektakels) und nach wenigen Wochen ein stiller Übergang auf die hauseigene Streaming-Plattform. Es bleibt also zu hoffen, dass Disney bald ein neues Zeitalter aufschlägt, eine Revolution scheint dringend notwendig.