Regisseur Robert Altman wurde insgesamt 5 mal für einen Oscar nominiert. Er gilt als nonkonformistische Legende des „New Hollywood“. Seit Februar ist sein Film Diebe Wie Wir erstmals in Deutschland auf Blu Ray erhältlich. Hier widmet sich Altman einem Trio von Bankräubern, die aus dem Gefängnis ausbrechen und fortan auf Beutezug durch Mississippi sind.
Schauspieler – Menschlich
Die drei Bankräuber Bowie, Chicamaw und „T-Dub“ werden jeweils von Keith Karradine, John Schuck und Bert Remsen verkörpert. Allesamt exzellente Charakterdarsteller, die unter Altmans zurückhaltender Regie vollkommen aufgehen. Sie bringen die Figuren auf eine Art und Weise zum Leben, die den Zuschauer ständig am Ball hält, aber gleichzeitig nie zu sympathisch um ihre Handlungen nicht zu hinterfragen. Carradine als Bowie ist in der Hauptrolle besonders beeindruckend. Seine Chemie mit Shelly Duvall entführt den Zuschauer ungeahnt in eine komplizierte Romanze. Auch Duvall, welche vor allem durch The Shining Bekanntheit erlangte, spielt hier fantastisch. Sie bringt die richtige Mischung aus aus Naivität und Biss mit sich. Insgesamt finden wir hier ein äußerst fähiges Ensemble vor.
Story – Die Wirtschaftskrise
Altman, welcher auch für das Drehbuch verantwortlich war, lässt den Zuschauer lange Zeit etwas rätseln zu welchem Zeitpunkt Diebe Wie Wir überhaupt stattfindet. Anhand der Autos und Kleidung kann man es in etwa einordnen, doch erst zum Ende des Films wird offensichtlich, dass die Handlung während der weltweiten Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren stattfindet. Der Film beschäftigt sich grundsätzlich viel mit der Frage wie man sein Leben in solchen Zeiten
finanziell absichert. Dazu kommt, dass unser Trio an Bankräubern eigentlich eher Loser sind. Männer, die zuvor in ihrem Leben Fehler begangen haben und einiges zu bereuen haben. Es wird recht subtil vermittelt, dass sie im Grunde genommen Banken auch ausrauben, da es das einzige ist, was ihnen ein Erfolgsgefühl vermittelt.
Regie – Hypnotisierend
Wie viele der Regisseure des „New Hollywood“ kann man auch Altman als eine Art Rebell ansehen. Er ließ den Darstellern in seinen Filmen deutlich mehr Raum zur Improvisation, als das sonst in Filmen der Fall war. Dies spiegelt sich großartig in den Performances dieses von diesem Cast wieder. Die Schauspieler konnten sich offenkundig frei entfalten, was zu dieser besonders realistischen Chemie unter ihnen führt. Gleichzeitig ist sich Altman bewusst, wie man brutale Spitzen einbauen kann, um den Zuschauer an geeigneten Punkten zu schocken. Allein die Eröffnungseinstellung beweist wie gut Altman sein Handwerk versteht. Mit einem unerwartet langem, stetigen Kameraschwenk begleitet er zwei der drei Bankräuber wie sie aus dem Gefängnis ausbrechen. Generell wird der Zuschauer oft in einer Umgebung quasi alleine gelassen, um sich anschließend in ihr zu verlieren. Und das funktioniert tadellos.
Nachbearbeitung – Blu Ray Restauration
Auf Blu Ray sieht der Film definitiv gut aus, auch wenn die Bildqualität nicht unbedingt an die hochwertigsten Releases heranreicht. Auf diesem Release ist auch ein Audiokommentar des Regisseurs vorhanden, was das Highlight des Bonusmaterials ausmacht.
Filmmusik – Radioausschnitte
Wir haben an dieser Stelle den einzigartigen Fall, dass der Film keinerlei musikalischen Soundtrack oder Score besitzt. Stattdessen legt Altman darauf Wert immer wieder Radiobeiträge zwischendurch in den Film mit einfließen zu lassen. Diese kann man mal mehr mal weniger so interpretieren, dass sie zur Thematik passen. Man muss an dieser Stelle jedoch Altman zugestehen, dass der Film tatsächlich gar keinen Soundtrack benötigt. Wahrscheinlich würde sich ein solcher sogar Fehl am Platz anfühlen. Daher erhält dieser Aspekt von mir auch keine Wertung.
Diebe Wie Wir kaufen
Filmkritk
Fazit
Bei Diebe Wie Wir handelt es sich um ein kleines Juwel des 70er Jahre Autorenkinos. Wer Lust auf authentische Charaktere, ökonomischen Subtext und eine ruhige Inszenierung hat, der wird hiermit viel Spaß haben. Man sollte sich jedoch auf einen slow burn einstellen. Sonst könnte man mit falschen Erwartungen an den Film herangehen.
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