Ein idyllisches Familienleben weitab der Zivilisation – autarke Selbstversorger ohne Berührungspunkte mit der bösen Welt. Klingt zu schön, um wahr zu sein.
Story/Inhalt
Helena lebt mit ihren Eltern in einer isolierten Hütte im Sumpfland: sie bewirtschaften einen kleinen Garten, jagen in der Wäldern, und für jede erlernte Fähigkeit sticht Vater Jacob zur Belohnung ein kleines Tattoo. Alles scheint perfekt, bis eines Tages ein Quad-Fahrer sich verirrt. Die Mutter versucht Helena dem Unbekannten mitzugeben, bevor Jacob den offensichtlich verwirrten Mann tötet. Da stellt sich heraus: die Familie ist nicht freiwillig hier, Jacob hat die Frau entführt und hält seine Familie unter strengem Regiment gefangen. Helenas Mutter bringt sie in die Stadt und flieht zur Polizei, die Jacob bei einem Befreiungsversuch verhaften kann.
Ein Zeitsprung: Helena ist mittlerweile erwachsen, selbst Mutter einer Tochter und verbirgt ihre Vergangenheit seit Jahren erfolgreich vor allen. Bis Jacob bei einem Gefangenentransport entkommen kann. Helena sieht die Anzeichen seiner Rückkehr und will ihre Tochter um jeden Preis vor ihrem Vater abschirmen. Dazu muss sie sich an ihre erlernten Überlebensfähigkeiten erinnern und den „König der Marschen“, wie ihn die Medien nannten, auf seinem eigenen Territorium überlisten.
Ein guter Psycho-Thriller, mit einem etwas sperrigen Intro. Die Geschichte nutzt klassische Krimi-Elemente und stellt sie dar wie erfolgreiche Serien wie „True Detective“, nur hier aus Sicht des vermeintlichen Opfers.
Schauspieler
Daisy Ridley überzeugt auf ganzer Linie als Helena. Hier beweist sie, dass sie nicht Rey aus „Star Wars“ als Markenzeichen braucht. Ridley spielt hier eine starke, überzeugende Frau, ohne „Girlboss“ sein zu müssen – gleichzeitig ist sie die liebende Mutter für ihre Tochter, die etwas verschrobene Buchhalterin für ihre Nachbarn, und einfache Hausfrau (die aber einen Hirsch in fünf Minuten zerlegen könnte).
Ben Mendelsohn ist ebenfalls mit Star Wars verbunden, durch seine Rolle als Orson Krennic, die er in Film und mehreren Serien einnahm. Mendelsohn spielte außerdem in der „The Dark Knight“-Trilogie, den Sheriff von Nottingham in „Robin Hood“ von 2018 oder im MCU den Kommandanten Talos (Captain Marvel sowie Serie Secret Invasion). Als „König der Marschen“ ist er zuerst der liebevoll-strenge Vater. Doch als sein Entführungsopfer Helena weggebracht werden soll, fällt die Maske und er wird zum kontrollierten, aber unaufhaltbaren, gnadenlosen Killer. Selbst nach gut zwanzig Jahren Gefängnis ist er ein Gegner, den man keine Sekunde aus den Augen lassen oder unterschätzen darf.
Die junge Helena spielt Brooklynn Prince, Joey Carson spielt Helenas Tochter Marigold.
Regie
Neil Burger machte unter anderem mit Filmen wie „The Illusionist“, „Ohne Limit“ oder „Die Bestimmung“ auf sich aufmerksam. Der große Wurf gelang ihm jedoch nicht wirklich, zumindest konnte er nie direkt anknüpfen. Filme wie „Voyagers“ landeten direkt im Streaming. Dieser Film schaffte es zwar wieder in die Kinos, wurde aber im „Sommer-Todesloch“ geparkt. Verdient hat er es nicht.
Nachbearbeitung
Bei den Effekten nutzt Burger minimalistisch die Ausstattung der realen Welt: keine übertrieben Technologie, eher Alltagsgegenstände und selbstgebastelte Fallen, die sogar einen John Rambo respektvoll applaudieren lassen würden. Statt Effekthascherei gilt Charakterentwicklung: Helena muss sich ihrer Vergangenheit stellen und einen Schlussstrich mit ihrem Vater ziehen, bevor er seiner Enkelin dasselbe antut wie ihr.
Musik
Neben einer Sonate von Haydn schaffen es nur zwei Songs in den Soundtrack.
Filmkritk
Fazit
Ein solider Thriller, der im Sommerloch in die Kinos geworfen wurde, im Streaming jedoch gut aufholen konnte. Es gilt die 2,5-Regel, bei der zumindest fast ein 2,0 erreicht wurde. Schade, dass handwerklich gute Filme im falschen Kino Slot so ins Trudeln geraten müssen, statt die Aufmerksamkeit zu erhalten, die sie verdienen.




