Mit dem Jugendroman „Axolotl Roadkill“ erfuhr die junge Schriftstellerin Helene Hegemann nicht nur großen Erfolg, sondern aufgrund von Plagiatsvorwürfen auch einige Kontroversen. Nichts desto trotz verfilmte sie als Regisseurin, 7 Jahre nach dem Erscheinen, ihren eigenen Roman. Ob ihr das gelingen konnte, erfährst du jetzt in unserer Kritik.
Schauspieler – Top Leistungen
Jasna Fritzi Bauer ist in der Rolle unserer Protagonistin Mifti fantastisch. Sie bringt die wilde Ungezügeltheit und gleichzeitig tief in sich gekehrte Verzweiflung der Jugend dem Zuschauer extrem nahe. Sie ist zugleich Sympathisant und ihr eigener größter Feind. Araceli Jover, die Miftis ältere Liebhaberin spielt verkörpert die Anziehung, die ihr Charakter auf Mifti ausübt ebenfalls exzellent. Mavie Hörbiger kann ihrerseits als komplett verrückte, drogensüchtige Schauspielerin brillieren, während Bernhard Schütz (Einsamkeit und Sex und Mitleid) in der Rolle von Miftis Vater jede Szene stiehlt, in der er sich befindet. Ein rundum effektives, kleines Ensemble.
Story – Zeitgemäß
Axolotl: Overkill ist ein extrem zeitgemäßer Film. Mit der Zeit wird sich die Sicht darauf sicher ändern, doch momentan fängt der Coming of Age Film das Gefühl davon jung und ein Außenseiter zu sehr gut ein. Dabei wirken vor allem die Interaktionen der bunt zusammengewürfelten Figuren recht authentisch, mal ganz davon abgesehen, dass diese oft auch extrem lustig und clever sind. Allerdings will der Film sich nicht wirklich auf eine klare Aussage einlassen, sondern eher im Stil von Richard Linklater (Everybody Wants Some!!) allein den Charakteren auf ihrer merkwürdigen Reise folgen. Hin und wieder gibt es unvorhergesehene, surreale Szenen die viel mehr als Möchtegern-Stilmittel wirken, als etwas von Bedeutung, doch alles in allem ist die Struktur recht gradlinig.
Regie – Beeindruckendes Debüt
Helene Hegemann beweist mit diesem Erstwerk zumindest schon einmal, dass sie einen unterhaltsamen Film inszenieren kann. Die 94 Minuten Laufzeit vergehen wie nichts. Zudem sind die Kameraperspektiven und der Schnitt außerordentlich gut gewählt. Auch was Hegemann aus ihren Darstellern herauskitzelt ist wirklich nicht zu verachten. Ein paar unnötige Sequenzen und Längen hat der Film dennoch. Für ihre erste Regiearbeit lässt sich dies jedoch mehr als verzeihen.
Filmmusik – Heterogenität
Der Soundtrack zu Axolotl: Overkill bleibt nicht wirklich im Kopf stecken. Doch grade die Party-Szenen, welche voller Exzesse gezeichnet sind wirken durch die modernen und vor allem vielfältigen Songs sehr einzigartig. Viele verschiedene Genres finden sich hier wieder und werden ähnlich bunt gemischt wie die bizarren Charaktere.
Nachbearbeitung – Solide
Wie bereits erwähnt ist der Schnitt sehr gut gesetzt und gibt dem Zuschauer einen angenehmen Rhythmus vor, in dem der Film voranschreitet, auch wenn das Ende etwas zu abrupt geschieht. Das Sound Design und die Bildkomposition sind ebenso solide und lassen nicht viel zu wünschen übrig.
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Filmkritk
Fazit - Für Freunde des deutschen Arthouse Kinos
Der durchschnittliche deutsche Kinogänger wird Axolotl: Overkill wahrscheinlich nicht viel Aufmerksamkeit zukommen lassen. Freunde des Indie Films werden jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit Freunde an diesem etwas anderen Coming of Age Film haben, auch wenn dieser das Rad des Genres nicht neu erfindet.