„Avatar – Der Herr der Elemente“ gehört wohl zu den absoluten Klassikern auf Nickelodeon. Jetzt hat sich Netflix an eine Realverfilmung gewagt (die zweite nach einem Spielfilm aus dem Jahr 2010) und die erste Staffel der Serie mit acht Folgen veröffentlicht. Das muss man Netflix wirklich lassen – Realverfilmungen von Animes oder im Fall von Avatar Zeichentrickserien im Stil von Animes zu produzieren kann der Streamingriese (wie man schon nach One Piece gesehen hat). Auch das Ergebnis von Avatar kann sich definitiv sehen lassen – die Verfilmung der zweiten und dritten Staffel wurde bereits angekündigt.
Schauspieler – Meist gut getroffen
Ich war gleich mal zu Beginn beeindruckt, wie gut einige der Charaktere von den Schauspielern getroffen werden (mein persönlicher Favorit: Sokka). Weniger begeistert war ich bei den meisten Charakteren aus der Feuernation. Klar, es ist nie einfach Zeichentrickfiguren durch reale Menschen zu ersetzen, aber was mir bei den Charakteren aus der Feuernation am meisten gefehlt hat, war das Verbissene und Respekteinflößende (dem Feuerlord fehlt es dabei ganz besonders an Charisma). Insgesamt sind die Schauspieler aber wirklich gut gewählt und machen ihre Sache toll. Wie im Zeichentrick gibt es hier eine große Diversität an Personen, die ihre einzelnen Charakterzüge glaubhaft rüberbringen – meistens jedenfalls.
Story – Mehr Drama als Humor
Die Story folgt in weiten Teilen der Handlung der Zeichentrickserie „Avatar – Herr der Elemente“ (2007): Zunächst lebten die vier Nationen – Wasserstämme, Feuernation, Erdkönigreich und Luftnomaden – in Frieden, bis die Feuernation den anderen den Krieg erklärte. Mit der Kraft des Feuerbändigens löschten sie die Luftnomaden aus. Der letzte von ihnen, Avatar Aang, war 100 Jahre lang in einem Eisberg eingefroren und überlebte somit den Angriff. Der Avatar, der als einziger alle vier Elemente bändigen kann, muss nun die Welt vor der Zerstörung durch den Feuerlord und die Feuernation retten. Die Netflix-Serie hält sich über weite Teile an die Story der Vorlage, allerdings wird einiges weggekürzt oder anders miteinander verknüpft oder es werden überhaupt neue Elemente eingeführt. Der Serie gelingt es aber dennoch, eine stringente und in kohärente Geschichte zu erzählen, deren Adaptionen dadurch kaum auffallen oder ins Gewicht fallen. Insgesamt wird die gesamte Story so gut rübergebracht, ohne wesentliche Aspekte zu verlieren.
Regie – Geschickt erzählt
Die Serie achtet sehr schön auf Details, sowohl bei Handlung und Story als auch bei den Charakteren selbst. Bei diesen wird auch darauf geachtet, die Charakterzüge herauszuarbeiten und zu einer Entwicklung hinzuführen. Auch das abenteuerliche Flair von „Avatar“ (2007) wird sehr gut eingefangen – tatsächlich wirkt das Ganze noch dramatischer und aufwühlender, da im Gegensatz zum Zeichentrick die Schrecken eines 100-jährigen Krieges visuell viel stärker hervorgehoben werden. Insgesamt wirkt die Serie ernster als ihre Zeichentrickvorlage, der besondere Humor und die vielen Details, die einen zum Schmunzeln bringen, sind bisher leider fast gänzlich auf der Strecke geblieben. Hier sei aber hinzugefügt, dass es nicht leicht ist, auf reale Menschen den Humor von Zeichentrickfiguren zu übertragen. Dafür wurde auf Ausstattung und Kostüme besonders Wert gelegt, was man an den vielen Details erkennen kann.
Nachbearbeitung – Cool gemacht
Die Optik der Serie ist die, einer typischen Netflix-Abenteuerserie: Das bedeutet dunkle, kräftige Farben in der Kombination mit starken Kontrasten. Die Effekte sind sehr gut gelungen, was das Bändigen der Elemente sehr natürlich wirken lässt.
Musik – Passt gut
Wie auch in der Vorlage, wird in der Netflix-Serie vor allem Instrumentalmusik verwendet, die mit Flöten und Trommeln teilweise ein wenig in eine asiatische Richtung geht. Dabei ist sie an die Dynamik bzw. die Dramatik der Szene angepasst und unterstreicht die Handlung. Abgesehen davon, ist der Soundtrack eher zurückhaltend.
Filmkritk
Fazit
Insgesamt finde ich, dass die Serie gut gelungen und auch für Fans der Vorlage sehenswert ist. Als Realserie ist sie ernsthafter und abenteuerlicher als die Vorlage und bringt deren typischen Humor, der sich oft in vielen Kleinigkeiten zeigt, weniger hervor. Allgemein hat sich die Serie aber stark bemüht, das Feeling der Vorlage einzufangen, was man auch an den Kostümen erkennt, die teilweise sehr detailreich die Zeichentrickfiguren widerspiegeln. Fazit: Die Serie ist ganz cool sowohl für „Avatar“-Fans, als auch für Fans von Fantasy- und Abenteuergeschichten.