In den letzten 20 Jahren richtete sich der Blick internationaler Filmfans im Februar auf das Dolby Theater in Hollywood. Hier versammeln sich seitdem jedes Jahr tausende Filmschaffende, um die Oscars zu zelebrieren. 1929 etabliert, gehören die goldenen Awards zu den prestigeträchtigsten Preisen, die Hollywood jährlich verleiht. Von Katharine Hepburn (vier Schauspieloscars) über Meryl Streep (drei Preise) bis zu Jack Nicholson (drei Preise), Ingrid Bergman (drei Preise) und Daniel Day-Lewis (ebenso drei Preise) – große Namen wurden in der Geschichte bereits mit den begehrten Preisen honoriert. Dabei zählen Filme wie Ben-Hur (1959), Titanic (1997) und Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs (2003) mit je elf der Preise zu den Rekordgewinnern. Ob neue Rekorde gebrochen oder Preise abgelehnt werden: jedes Jahr erzeugen die Oscars erneut Aufmerksamkeit in über 200 Ländern der Welt.
Die Geschichte der berühmten Filmawards
Die Geschichte der Academy Awards ist eng mit der Gründung der Academy of Motion Picture Arts and Sciences verbunden, die 1927 vollzogen wurde. Die Academy galt als Antwort von Louis B. Mayer (dem Mitbegründer von MGM), dem Schauspieler Conrad Nagel sowie dem Regisseur Fred Niblo auf die damalige Krise der Filmindustrie. Nur zwei Jahre nach Gründung folgte 1929 die Verleihung der ersten Academy Awards, die besondere Filmschaffende honorieren sollte. Vor etwa 270 Zuschauern wurden Emil Jannings und Janet Graynor als beste Darsteller ausgezeichnet, die Preisträger standen allerdings bereits Monate zuvor fest. Der wesentlich spannendere Brauch mit den versiegelten Umschlägen wurde erst 1941 etabliert. Ihren Namen tragen die Oscars offiziell erst seit 1939. Doch ob Bette Davis die Statuette nach ihrem Ehemann benannte oder Mitarbeiter die Statue zum ersten Mal so nannten: Der Ursprung des Namens ist bis heute unklar. Klar ist jedoch, welche Eigenschaften heute die Statuette besitzt – sie besteht aus Bronze und ist mit 24-karätigem Gold überzogen. 4,3 kg soll sie wiegen. Dabei gehört der Preis grundsätzlich den Gewinnern, sollten sie die Statue jedoch loswerden wollen, müssen sie sich jedoch verpflichten, sie für einen symbolischen Dollar an die Academy zu verkaufen. Zur einer Kuriosität bei der Verleihung kam es im Jahr 1969, als sowohl Katherine Hepburn als auch Barbara Streisand die gleiche Stimmanzahl – je 3.030 Stimmen – in der Kategorie der besten Darstellerin erhielten. Es war der erste „Gleichstand“ der Oscarhistorie, anschließend wurden beide Gewinnerinnen mit einem der Preise honoriert. Seit 1973 endet jede Zeremonie mit der Verleihung des Besten Films, ein Höhepunkt des Abends. Und tatsächlich gelang 2020 in diesem Moment eine besondere Pointe: mit Parasite von Bong Joon-ho gewann zum ersten Mal eine internationale Filmproduktion den Oscar für den Besten Film.
Wie funktioniert die Auswahl der Preisträger?
Die Auswahl der jährlichen Oscar-Preisträger ist in der Öffentlichkeit häufig ein heiß diskutiertes Thema. Mitunter kommt es hier zu Überraschungen. Doch hinter der Auswahl der Nominierten stehen tatsächlich qualifizierte Filmschaffende, 2020 waren es 8.469 Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences. Dabei findet die Auswahl der Preisträger in zwei Phasen statt: der Nominierungsphase und der Preisverleihungsphase. Bei der Bestimmung der Nominierten können Mitglieder der Akademie persönliche Favoriten einreichen. Die Mitglieder der Akademie werden für diesen Auswahlprozess in ihre jeweiligen Fachbereiche eingeteilt: ob in Schauspieler, Regisseure, Drehbuchautoren oder Editoren. Bei der Auswahl der Nominierten können alle Mitglieder zehn Favoriten für den besten Film vorauswählen, sowie fünf überzeugende Vertreter des eigenen Fachbereichs, die als Nominierte für den Oscar der speziellen Kategorie (z.B. bestes Drehbuch, bester Hauptdarsteller, bester Kameramann) in Frage kommen. Anders als bei der Nominierungsphase sind bei der Bestimmung der Gewinner alle Mitglieder der Akademie in jeder Kategorie stimmfähig. Die finalen Stimmen werden schließlich eine Woche vor der Preisverleihung abgegeben. Gewährleisten soll dieser Prozess, das tatsächlich auch im jeweiligen Fachbereich überzeugende Größen den Preis erhalten. Nicht immer lassen sich trotz der aufwändigen Auswahl (positive wie negative) Überraschungen vermeiden – darunter die fehlenden Awards für Alfred Hitchcock, Stanley Kubrick oder Orson Welles. Doch einige anerkannte Größen ihres Fachs haben zeitlebens auch einen wahren Oscarregen feiern können: ob die 22 Awards für Walt Disney, die acht Preise für die legendäre Kostümdesignerin Edith Head (Boulevard der Dämmerung, Das Fenster zum Hof, Ein Herz und eine Krone) oder die drei Drehbuchoscars je für Billy Wilder und Woody Allen.
Wo findet die Preisverleihung jedes Jahr statt?
So abwechslungsreich wie die Geschichte der Academy Awards, so vielseitig ist auch die Auswahl der Orte, an dem sie bisher verliehen wurden. Fand die Verleihung der ersten Preise im Jahr 1929 noch vergleichsweise unglamourös bei einem Bankett im Hollywood Roosevelt Hotel statt, bildete in den 40er-Jahren unter anderem das legendäre Grauman‘s Chinese Theatre die Szenerie für die Verleihung. Mittlerweile selbst in zahlreichen Filmen verewigt, ist das Grauman‘s Chinese Theater heute vor allem für seine Hand- und Fußabdrücke bekannter Hollywoodgrößen im Beton bekannt. Eine lange Historie als Austragungsort in den 40ern wie 90ern bildete das Shrine Auditorium in Hollywood. In den 50ern fanden die Oscar-Verleihungen zudem im Pantages Theatre statt. Heute ist das Dolby Theatre in Hollywood die Szenerie der Wahl für die Austragung der alljährlichen Preisverleihung.
Wer nimmt an den Verleihungen teil?
Wenn es jedes Jahr ein Event gibt, für das sich selbst das Who-is-who unter den Stars und Sternchen um ein Ticket bemüht, dann sind es die Academy Awards. Alleine die über 8000 Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences würden die Sitze der Preisverleihung mehrmals füllen. In das Dolby Theatre passen etwa 3,400 Personen hinein. Natürlich gilt den etwa 200 Nominierten der Vorrang: sie erhalten je zwei Tickets, können auch noch weitere zwei Tickets anfordern. Etwa 800 Tickets werden auf diese Weise typischerweise verteilt. Dann kommen die Fernsehsender und Filmstudios an die Reihe, die das Event ausstrahlen bzw. an den Produktionen der Filme wesentlich beteiligt sind. Zwei Tickets gehen je auch an jene, die auf die Bühne treten und im Laufe des Abends die Preise präsentieren. Und damit ist ein Großteil der Tickets für die Preisverleihung bereits verteilt. Während ein Mensch wie du und ich von einer Teilnahme alleine als Zuschauer nur träumen kann, sind selbst gestandene Hollywoodgrößen nicht immer automatisch für das Event eingeladen. Schließlich ist die Verleihung der goldenen Statuen das alljährliche Prestigeevent Hollywoods.
Oscars Übersicht – Die Kategorien der Preisverleihung
Für eine Vielfalt an Preisen sorgen die mittlerweile über 30 Kategorien der Academy Awards. Dabei waren es nicht immer so viele. Wurden im ersten Jahr noch Preise in zwölf Kategorien verliehen, darunter drei Kategorien die nie wieder honoriert wurden, reduzierte man bei den zweiten Verleihungen im Jahr 1930 die Auswahl auf sieben Kategorien. In diesem Jahr wurden auch zwei Preise für beste Produktionen in die Kategorie Best Picture vereint, die auch heute noch als prestigeträchtigster Gewinn jedes Jahr gilt. Zwischenzeitlich gab es auch aus heutigem Blick ungewöhnliche Kategorien wie Best Title Writing, das 1928 noch relevant war, oder Best Dance Direction aus den Jahren 1935 und 1937. Heute werden die begehrten Preise in einer Vielzahl von Kategorien verliehen – von Bestes Szenen- und Kostümbild über Beste Kamera und den Besten Schnitt bis zum Besten adaptieren sowie Originaldrehbuch. Über die Jahre haben sich dabei Schlüsselkategorien herausgebildet, die mittlerweile als Big Five bekannt sind. Dazu gehören Bestes Drehbuch, Bester Hauptdarsteller, Beste Hauptdarstellerin, Beste Regie und Bester Film. Bisher gibt es nur drei Filme, die alle fünf Oscars für sich gewinnen konnten: Es geschah in einer Nacht (1935), Einer flog über das Kuckucksnest (1976) sowie Das Schweigen der Lämmer (1992).
Die internationale Reichweite der Academy Awards
Die alljährliche Verleihung der goldenen Statue sind nicht nur in Hollywood und den USA ein Event, auch international richten sich die Augen der Filmfans erwartungsvoll auf die Ergebnisse der Verleihung. Dabei wurde der Preisverleihung nicht gleich mit Beginn im Jahr 1929 diese Aufmerksamkeit zuteil. Zum ersten Mal wurden die Awards 1953 im Fernsehen ausgestrahlt, ab 1969 schließlich griffen auch internationale Fernsehsender das Event auf. Während für die US-amerikanische Ausstrahlung seit 1976 vor allem ABC verantwortlich ist, wird das alljährliche Event im Februar mittlerweile in über 225 Länder der Welt übertragen. Tatsächlich gibt es eine interessante Korrelation bei den Zuschauern: ist ein Box-Office- und Publikumsliebling unter den Filmen für wichtige Academy Awards nominiert, schalten in der Regel mehr Zuschauer ein, als wenn Filme im Rennen sind, die an der Kinokasse floppten.
Welche bekannten Persönlichkeiten haben die Preisverleihung bisher moderiert?
Alle Kameras sind auf die Oscar-Verleihung gerichtet. Es gibt eine illustre Runde an Nominierten. Und dennoch ist die Preisverleihung kein Selbstläufer. Es fehlt noch eine wichtige Zutat: die Moderatoren. Jedes Jahr gehört es zu den großen Fragen im Vorlauf des Events, wer denn mit seiner Eloquenz oder seinem Witz durch die Oscar-Verleihung führen könnte. Und da gibt es einige bekannte Namen, welche die Preisverleihung mit ihrer Präsenz und ihren humorvollen Einlassungen mehrfach bereicherten – ob Whoopi Goldberg (leitete vier Verleihungen), Jack Lemmon (fünf Verleihungen), Johnny Carson (fünf Verleihungen), Billy Chrystal (acht Verleihungen) oder der bisherige unerreichte Rekordhalter Bob Hope (19 Verleihungen). Die Moderatoren der Show haben eine Sonderstellung inne und haben die große Aufgabe, das Event nicht zu langweilig und trocken werden zu lassen. Man könnte ihre Funktion so zusammenfassen: Den durch die einzelnen Kategorien typischerweise zerfahrenen Abend durch Anekdoten, Sketche oder Kommentare zusammenhalten. Hollywood lacht dank der Moderatoren mal über sich selbst oder bekommt zuweilen auch (teils kritische) Kommentare über aktuelle Entwicklungen zu hören. Schillernde Namen standen neben den Rekordhaltern für diesen Zweck bereits auf der Bühne: ob Steve Martin, Jerry Lewis oder Frank Sinatra.
Die Oscar-Verleihung als Prestigeevent Hollywoods
Die Preisverleihung der goldenen Statuen im jedem Jahr ist auch immer ein Blick Hollywoods auf sich selbst. Sie unterstreicht kreative wie technische Strömungen in der Filmwelt. Das die Oscars nicht immer von Kassenschlagern entrückt sein müssen, beweisen die Gewinne für Filme wie Titanic (1997), Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs (2003) oder La La Land (2016). Nicht immer kann sich die Preisverleihung allerdings den Eindrücken erwehren, hinter gesellschaftlichen Entwicklungen hinterherzuhinken – erst 1994 beispielsweise präsentierte mit Whoopy Goldberg die erste Frau die Awards als alleinige Moderatorin, erst im Jahr 2000 produzierte mit Lili Fini Zanuck die erste Frau einen Oscarevent. Trotz aller Kritik schaffen die Oscars auch Aufmerksamkeit für filmische Kunstwerke, die an den Kinokassen gefloppt sind – beispielsweise Der Zauberer von Oz (1939), Hugo (2011) oder Blade Runner 2049 (2017). Auch richten die Preise den Blick des internationalen Publikums auf Filmnationen, die in der öffentlichen Aufmerksamkeit in den Schatten von Hollywood geraten sind. So gewannen unter anderem das japanische Meisterwerk Rashomon (1950), der italienische Geniestreich La Strada (1954) oder Das Leben der Anderen (2006) aus Deutschland den Preis. Mit Parasite gelang 2020 eine Überraschung – der erste Preis für den Besten Film für ein internationales Werk. Auch das leider eine viel zu späte Entwicklung. Doch was immer bei der Oscar-Verleihung passiert, die Aufmerksamkeit der internationalen Filmfans ist beim prestigeträchtigen Event gewiss.
Heuer findet die Verleihung coronabedingt erst am 26. April 2021 statt. Dazu werden wir wieder berichten.